Trotz verführerisch schönem Frühsommerwetter folgten am frühen Sonntagabend etwa 300 Besucher der Einladung des Musikvereins Unterharmersbach zu einem Kirchenkonzert in der katholischen Pfarrkirche St. Symphorian. Belohnt wurden sie von den 48 Musiker/innen unter Leitung von Dirigent Stefan Polap mit einem äußerst abwechslungsreichen Programm.
Den Auftakt bildete die kraftvolle Intrade »Vita Pro Musica« (ein Leben für die Musik) von Thiemo Kraas. Dabei kam der Klangkörper des gesamten Orchesters gleich eindrucksvoll zur Geltung. Der weite Kirchenraum fasste das Volumen eines Titels, das wegen seiner Tutti auch für eine Aufführung im Freien gedacht ist. Der versteckte Anklang an das Wanderlied »Wohlauf, die Luft geht frisch und rein« konnte zwei Tage vor dem 1. Mai auch als Auftakt für die Wandersaison verstanden werden.
Mit dem folgenden Titel »Melody for Clarinet« setzte Dirigent Polap zur Abwechslung einen eher zurückhaltenden Akzent, bei dem ein einzelnes Instrument in den Fokus rückte. Bei dem geforderten Klarinetten-Solo glänzte Carina Hug. Beherzt ging sie den musikalischen Dialog mit den übrigen Klarinetten und den Tubabläsern an. Einfühlsam interpretierte sie den von Peter I. Tschaikowsky komponierten lyrischen Verlauf, der eine idyllische Landschaft zu beschreiben scheint. Nach gelungener Arbeit atmete sie sichtlich auf und genoss den verdienten Applaus.
Religion und Moderne
Auf die Idee, dass sich hinter dem englischen Titel »Crossbreed« (Kreuzung) das in der kath. Tradition sehr bekannte Marienlied »Segne du, Maria« verbirgt, kommt ein Normalverbraucher nicht ohne weiteres. Der Komponist Thiemo Kraas hat, man höre und staune, das Werk für ein Stadtjubiläum geschrieben. Eigenwillig verbindet er den Gang durch vertraute Gassen mit einer Annäherung an die »Mutter Maria«. Zunächst bringen die Trompeten eindeutig die bekannte Melodie des Kirchenliedes in Erinnerung. Darauf folgt eine eher dunkel gehaltene Variation, die menschliche Betrübnisse in den Blick nimmt. Hier dominieren Tuba, Hörner und Saxophone. Für die Überraschung sorgt eine Variante mit mittelamerikanischem Calypso, bei dem auch das Schlagwerk voll zur Geltung kommt. Der ruhige Ausklang ist anrührend schön.
Die vertrauensvolle Stimmung wurde mit dem Titel »Amazing Grace« (Wundersame Gnade) fortgesetzt. In der Bearbeitung lässt Frank Tichelli das Saxophon den Ton angeben. Diesen Part übernahm wie selbstverständlich Vizedirigent Patrick Friedmann. Bei den Wiederholungen kamen jedes Mal weitere Instrumente hinzu. Obwohl stellenweise auch rhythmische Jazz-Passagen vorgesehen waren, achtete Dirigent Polap auf die Wahrung des insgesamt ruhigen Charakters.
Originelle Instrumentenvorstellung
Eine ungewöhnliche Idee hatte der Komponist Derek Bourgeois. Er vergleicht die Instrumente eines Orchesters mit Siedlern in einem Tal. Mal kommen sich diese näher, mal geraten sie in Streit. Bei seinem Stück »Bandland« wird von einem Sprecher eine Geschichte erzählt. Die kurzen Abschnitte werden jeweils von den verschiedenen Satzgruppen musikalisch umgesetzt. Auf diese Weise kommen die unterschiedlichen Instrumente voll zur Geltung. Eine Instrumentenkunde kann kaum reizvoller gestaltet werden. Wenn das friedliche Nebeneinander in Streit und Krieg ausartet, waltet das Chaos, musikalisch gestaltet als höllisches Durcheinander. Wie nicht anders erhofft, endet die musikalische Erzählung aber im harmonischen Miteinander.
Beim Titel »Celtic Flutes« von Kurt Gäbele wurde eine derzeit sehr beliebte irische Musiktradition aufgegriffen. Zwei heitere Querflöten, meisterlich von Julia Schwarz und Kim Fritsch geführt, gehen dem Orchester voran. Der ruhige Reigentanz geht schließlich in den zackigen Auftritt einer Step-Formation über, die man sich dabei unschwer vorstellen kann.
Besonders reizvoll ist die »generationenübergreifende« Unterhaltung der beiden Flöten mit den beiden Tuba-Instrumenten.
Zum Abschluss waren die Besucher eingeladen, ein von der Musikkapelle intoniertes Kirchenlied aus dem neuen Gotteslob mitzusingen: »Jesus Christ, you are my life« (Jesus Christ, du bist mein Leben). Nach dem begeisterten Applaus, der auch schon nach den einzelnen Stücken aufgekommen war, lud Vorsitzender Christian Vollmer die Besucher zu einem gemütlichen Ausklang ins Pfarrheim ein. Schließlich rundeten zwei mitgesungene Strophen von »Großer Gott, wir loben dich« das Kirchenkonzert eindrucksvoll ab.