Am vergangenen Samstag hatte das Blasorchester Biberach zu seinem traditionellen Frühjahrskonzert geladen. Zahlreiche Besucher folgten der Einladung und freuten sich in der voll besetzten Sport- und Festhalle wie jedes Jahr auf ein abwechslungsreiches Programm.
Dabei war das Wetter alles andere als frühlingshaft. Pünktlich mit dem ersten Heben des Taktstocks setzte Schneefall ein, der eher an Winter als an den nahenden Lenz denken ließ. Doch zum Glück lautete das diesjährige Motto »Bücher, Bühne, Bildschirm«, welche bekanntlich die Eigenschaft haben, die Zuschauer in ferne, fremde Welten zu entführen.
»Das beste in der Musik steht nicht in den Noten«, schloss Franz Mäntele seine kurze Begrüßungsrede mit einem Zitat von Gustav Mahler. Er hieß unter anderem Bürgermeisterin Daniela Paletta, Ortsvorsteher Klaus Beck, zahlreiche Gemeinderäte, den ehemaligen Bürgermeister Hans Peter Heizmann, Pfarrer Seibt und Vertreter aus Wirtschaft und Vereinsleben willkommen. Besonders freue sich das Blasorchester, so Mäntele, dass das gesamte Notenmaterial wieder durch großzügige Spender finanziert werden konnte. Wie immer waren alle Stücke des Frühjahrskonzerts eigens für das Highlight im Orchesterjahr erarbeitet und einstudiert worden. Damit das ambitionierte Vorhaben gelingen konnte, wurde in der letzten Zeit zwei Mal pro Woche geprobt, dazu ein Probenwochenende durchgeführt, die Generalprobe und viele weitere Übungsstunden.
Savanne und Dschungel
Dem Jugendorchester Biberach oblag es, den Abend musikalisch zu eröffnen. Unter der Leitung von Leonie Müller entführten die Nachwuchsmusiker ihr Publikum zunächst in die afrikanische Savanne. Disneys »Der König der Löwen« ist nicht nur ein gelungener Zeichentrickfilm. Die Filmmusik geht ebenfalls zu Herzen und begeistert Millionen Fans rund um den Globus. »Can you feel the love tonight« und andere Hits kennt jeder. So fanden sie sich auch im Medley wieder. Die Bühne war in warmes, rotes Licht getaucht; das Zusammenspiel von Licht, Musik und Videoprojektion sorgte dafür, dass die Savanne in der Biberacher Sport- und Festhalle plötzlich ganz nah, der Schnee draußen ganz weit weg war. Und auch im zweiten Stück blieben die Musiker des Jugendorchesters in südlichen Gefilden, dem Dschungel des indischen Subkontinents: Balu und Mogli grüßten mit ihrem größten Schlager. »Probier’s mal mit Gemütlichkeit« ist dabei nicht nur ein Titel, sondern fasst eine Lebenseinstellung zusammen. Mit einem wundervollen Medley von Melodien aus Film und Musical »Tarzan« – diesmal ging es thematisch in den afrikanischen Urwald – verabschiedeten sich die Nachwuchsmusiker unter großem Applaus mit ihrer Dirigentin vom Publikum.
Vertonte Klassiker der Weltliteratur
Es übernahm das große Orchester und auf die Musicalmelodien folgte der prächtige Konzertmarsch »Uncle Teddy« von Julius Fučik. Den Bezug zum Programm erläuterte das bewährte Moderatoren-Duo Samira Jilg und Alexander Herde. Sie wussten, dass das Stück auf der literarischen Vorlage von »Onkel Toms Hütte« basierte. Ein weiterer Klassiker der Weltliteratur wurde mit dem folgenden Werk auf die Bühne gebracht. Die Geschichte vom Ritter Don Quijote und seinem Gefährten Sancho Pansa setzte das Konzertwerk »El Quijote« auf außergewöhnliche Weise um. Erzähler Alexander Herde fasste die Geschichte in Worte, die das Orchester musikalisch zum Leben erweckte. Für maximal heimeliges Flair zog sich Herde – ganz Märchenonkel – sogar einen Morgenmantel über und wippte gemütlich im Schaukelstuhl.
Weiter ging es mit musikalischen Wasserflöhen. In »La Pulce d’Aqua« erweckten die Flöten die kleinen Tierchen melodiös in aufgeweckten Soli zum Leben.
Nach der Pause folgte ein Stück, bei dem jeder nur zwei Töne hören muss, um zu wissen, um was es geht: »Rocky« war da. Die Festhalle verwandelte sich in eine Boxarena. Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass jemand die Oscar gekrönte Geschichte nicht kennt, bekamen die Zuhörer den Hintergrund zur Saga von den Moderatoren erzählt. »Eye of the Tiger« und »Gonna fly now«, letzterer war 1977 sogar für einen Oscar für den besten Song nominiert, erfüllten den Raum. Der Bogen vom Boxen zum Tanz gelang mühelos mit bekannten Melodien aus dem Steptanz-Musical 42nd Street, das für seine revueartige Musik bekannt ist.
Flirrende Hitze in Musik
Groß war deshalb der Kontrast zum nächsten Stück, »Spiel mir das Lied vom Tod«. Rudi Fauser als einsamer Cowboy spielte mit der Mundharmonika das kleinste Blasinstrument des Abends mit soviel Gefühl, dass es durch Mark und Bein ging. Effektvoll auch hier die Beleuchtung, die die Bühne in blutrotes Licht tauchte. Doch der schöne Schauder sollte nicht allzu lange dauern. Schon ein paar Minuten später kam mit dem »Babysitter Boogie« eine schwungvolle und fröhliche Nummer auf die Bühne. Unterstützt wurde das Orchester von Alexander Herde, der sang, und Samira Jilg sowie Annette Braun, die schauspielerisch und tänzerisch großes Entertainment boten.
Zum großen Finale hatte Dirigent Axel Berger ein Medley der größten Hits von Bert Kaempfert ausgesucht. Auch wenn der Name vielleicht nicht allen geläufig ist: Der Vorreiter der Easy-Listening-Bewegung hat zahlreiche Welthits komponiert. »Strangers in the Night« von Frank Sinatra stammt aus der Feder des gebürtigen Hamburgers, ebenso »Spanish Eyes« (Elvis Presley), »Africaan Beat« und »Swinging Safari«. Mit »Dankeschön« verabschiedeten sich die Musiker aus dem Programm, nicht ohne als Zugabe »Popeye« vorbereitet zu haben. Die Musik des Comic-Klassikers war mit Bedacht gewählt. Zum Abschluss nämlich ließ das Blasorchester Biberach seine Gäste an den Erlebnissen der Orchester-Kreuzfahrt im letzten Jahr teilhaben: Spaß im Pool, das Treffen mit Andreas Gabalier und all die anderen Highlights von Abfahrt bis Rückkehr. Der Dank für die Musiker: anhaltender Applaus des Publikums im vollbesetzten Haus.