»Gefahren im Internet« war das Thema eines gut besuchten Vortragsabends, zu dem der Wirtschaftskreis Oberharmersbach eingeladen hatte. Gastgeber war die Volksbank Lahr, in deren Zeller Geschäftsstelle der Abend veranstaltet wurde.
WKO-Vorsitzender Frank Kasper freute sich, dass bei der ersten Veranstaltung, zu der er als neuer Vereinsvorstand eingeladen hat, der Saal gefüllt war. Vom Polizeirevier Offenburg konnte er zwei erfahrene Spezialisten in Sachen Cyberkriminalität begrüßen:
Kriminalhauptkommissar Otmar Hertwig, der die Spezialabteilung mit aufgebaut hat und seit dem Jahr 2014 das 17-köpfige Team leitet. Polizeihauptkommissar Andreas Kasper, der Bruder von Frank Kasper, ist Bereichsleiter, ebenfalls Mann der ersten Stunde und für technische Fragen zuständig. Beide konnten den anwesenden Geschäftsleuten von ihren Erfahrungen berichten und hilfreiche Tipps für die Praxis mitgeben.
»Schützen Sie Ihre Kronjuwelen«, riet Kriminalhauptkommissar Otmar Hertwig den Zuhörern. Dabei gehe es um wesentliche Firmenteile wie Produkte, Datenbanken oder die Buchhaltung und den Zahlungsverkehr. Die tägliche Kommunikation sei wenig interessant für Kriminelle. Ziel der IT-Sicherheit sei es, Datendiebstahl oder das Einschleusen von Schadsoftware zu verhindern. Nur 43 Prozent der Firmen hätten einen Notfallplan, wenn sie von Cyberkriminalität getroffen werden.
Hauptzielgruppe, so die beiden Polizeivertreter, seien kleine und mittelständische Unternehmen. Mittels Erpressungssoftware werde versucht, an Gelder der Firmen zu kommen. Die Polizei schätzt die Schadenssumme auf 150 Millionen Euro jährlich. Oftmals werde gar keine Anzeige erstattet. Bezahlt werde in »Bitcoins, der Währung der Kriminellen«. Ein Bitcoin besitze heute schon einen Marktwert von über 6000 Euro.
»Daten sind das Gold der Zukunft«, stellte Otmar Hertwig fest. 52 Prozent aller Schadfälle würden durch aktuelle und ehemalige Mitarbeiter verursacht. In vier von zehn Fällen werde die EDV-Anlage mit einer Schadsoftware infiziert. Deshalb rieten die Fachleute zur Installation eines Anti-Viren-Programms, selbst wenn damit kein 100-prozentiger Schutz erreicht werden könne.
Neben allen kriminellen Machenschaften, die sich im Internet tummeln, gebe es vor allem den »Risikofaktor Mensch«: 60 Prozent der Straftaten werden von ehemaligen Mitarbeitern begangen, 10 Prozent von Hobbyhackern und 14 Prozent von organisierten Kriminellen.
90 Prozent der Betrugsfälle kommen auf Computern mit einer Windows-Oberfläche vor. Wesentlich besser seinen Mac- oder Linux-basierte Computer.
Mitarbeiter in Sachen IT-Sicherheit schulen
Bei der Prävention komme der Schulung von Mitarbeitern eine wichtige Rolle zu. Dabei gehe es um die richtige Verwendung von Zugangsdaten, den Umgang mit externen Datenträgern oder mit Fremdsoftware. Gerade bei Videofilmen könnte Schadsoftware hinterlegt sein.
Polizeihauptkommissar Andreas Kasper empfahl den Zuhörern dringend eine klare Trennung der geschäftlich und der privat genutzten Computeranlage. Das gelte selbst dafür, wenn die eigenen Kinder auf dem Rechner ihre Hausaufgaben erledigen wollen oder der Qualität wegen den Drucker nutzen möchten.
Wichtig sei ein sorgfältiger Umgang, regelmäßige Sicherheitsupdates von Betriebssystem und Daten, die Verwendung sicherer Passworte, Virenschutz und der bewusste Umgang von Dateianlagen in E-Mails. Unterwegs seien freie WLAN-Zugänge mit hohen Risiken verbunden. »Alles was nichts kostet ist riskant« war eine weitere Aussage.
Inzwischen ist es auch möglich »Cyber Riks« zu versichern. Uwe Feiler, Großkundenberater der R+V-Versicherung und Verbundpartner der Volksbank, erläuterte den Zuhörern den aktuellen Stand. Wichtig sei es, ein Versicherungskonzept für das Unternehmen zu entwickeln. Dies helfe dabei, den Schaden zu minimieren.
Alle drei Fachleute konnten eine ganze Reihe von Fragen aus der Zuhörerschaft beantworten. Anschließend lud Volksbank-Firmenkundenberater Simon Weber, selbst Mitglied im WKO, die Gäste zu einem Imbiss ein. Eine gelungene Veranstaltung, von der auch Mitgliedsfirmen benachbarter Gewerbevereine profitieren konnten.