Große Trauer um Jochen Singler

Er war Mitbegründer des Möbelhauses Singler in Biberach und 32 Jahre lang Wirt der Pilsstube „Zum Töpfer“. Auch als Musiker und als Organisator der irischen Nächte hat er für kulturelle Höhepunkte gesorgt.

Bestürzung und große Trauer hat die Todesnachricht von Jochen Singler ausgelöst, der in der Nacht zum Montag im Alter von 72 Jahren mitten aus dem Leben gerissen wurde. Noch am Sonntag war er mit seinem Auto unterwegs und zu Besuch bei seinen Familienangehörigen an der Rebhalde. Am Montag wurde Jochen Singler von ihnen in seiner Wohnung in Gengenbach-Fußbach gefunden, wo er völlig überraschend für immer eingeschlafen ist. Mit seinem Tod verliert das Tal einen geschätzten Gastronomen, einen stets umtriebigen Organisator und ein echtes Original.

In der Kaufmannsfamilie groß geworden

Jochen Singler ist gebürtiger Biberacher. Seine Eltern waren Lore und Kamill Singler. Er ist mit seiner Schwester Camilla und seinem Bruder Michael aufgewachsen. Nach der Grundschule besuchte er die Heimschule Lender und legte am Schillergymnasium in Offenburg das Abitur ab. Nach einer kaufmännischen Lehre stieg er im Jahr 1972 in die elterliche Kaufmannsfamilie mit ein und war Mitbegründer des Möbelhauses Singler in Biberach.

Seine Eltern hatten bereits wenige Jahre zuvor (1967) das Fachgeschäft Seifert in Zell übernommen und es zu einem Porzellan- und Keramikhaus ausgebaut. Die umtriebige Kaufmannsfamilie eröffnete im Jahr 1975 in Lahr ein weiteres Möbelgeschäft.

1983 konnten sie in Zell das benachbarte Gasthaus „Sternen“ kaufen und machten daraus das Café und die Pilsstube „Zum Töpfer“. Das neue Gastro-Konzept wurde zu einem Besuchermagneten in Zell. Zunächst betrieben die Geschwister Camilla, Jochen und Michael den Töpfer gemeinsam im „Schichtdienst“ neben ihren weiteren Geschäften. Ab 1994 übernahm Camilla das Zeller Porzellangeschäft, Michael die Möbelhäuser in Lahr und Biberach und Jochen wurde der Töpferwirt. Insgesamt 32 Jahre lang bis zum Jahr 2015 hat er die Zeller Kult-Gaststätte mit großem Erfolg geführt.

Musikabende, Kneippen-Touren und irische Nächte

Der „Töpfer“ wurde unter der Regie von Jochen Singler zu einer gelungenen Mischung aus gemütlichem Bierlokal und Speisegaststätte. Regelmäßig fanden im „Töpfer“ auch Konzerte statt, die Funzelabende waren ebenfalls sehr beliebt.
Gemeinsam mit seinen Zeller Wirtekollegen und der Tourist-Info hat er die Kneippen-Touren ins Leben gerufen. Auch bei Wirteausflügen war er der Organisator. Besondere kulturelle Höhepunkte waren die irischen Nächte, die Jochen Singler fünf Mal in Zell auf die Beine gestellt hat. Dabei nutzte er seine vielen persönlichen Kontakte in die Musikszene zu vielen bekannten Künstlern. Rund 6000 Besucher genossen bei der „Irish Night“ das besondere Lebensgefühl in den Zeller Gaststätten. Auch bei den Musiknächten in Zusammenarbeit mit Hitradio Ohr gehörte Jochen Singler zu den Mitorganisatoren.

Musik, Humor und Lebensfreude

Die Musik war zeitlebens die große Leidenschaft von Jochen Singler. Schon in Jugendjahren erlernte er zuhause das Klavierspielen. Beim Besuch der Heimschule Lender hatte er einen älteren Mitschüler namens Elmar Hörig. Der spätere SWR-Radiomoderator brachte ihm das Gitarrenspielen bei. Fortan musizierte Jochen Singler als Gitarrist und Sänger in einer ganzen Reihe von Musikgruppen. Wie kaum ein anderer hat er es verstanden, sein Publikum zu unterhalten und mitzunehmen und als Entertainer stets für viel Freude zu sorgen.

Im Jahr 1969 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der „Ramonas“, wo er einige Jahr lang mitspielte. Über 20 Jahre lang traten „Jochen und Gerdi“ gemeinsam auf. Als die „Ramonas“ ab 2004 zu ihren Revivals auftraten, war auch Jochen wieder mit dabei. Zusammen mit Gisela und Karl-Heinz Hug sowie Albert Pfundstein sorgte er als „Jochen und Friends“ für schwungvolle Unterhaltung bei vielen Festen. Regelmäßig gehörten sie zu den Akteuren der Biberacher Tavernenabende.

Selbst bei der Zeller Fasend stand Jochen Singler zusammen mit den Dörfle-Bure viele Jahre lang mit seiner Gitarre auf der Bühne und wirkte bei der Schlussnummer des Dörfle-Abends mit.

Jochen Singler war ein echtes Original. Er hatte immer einen lockeren Spruch oder einen Witz auf den Lippen und stets eine gute Idee, was man noch alles machen könnte. Die Corona-Pandemie hat in seinem Leben deutliche Spuren hinterlassen. Viele Kontakte sind abgebrochen, Feste waren eingeschränkt oder haben gar nicht erst stattgefunden.

Freundschaftliche Kontakte haben ihn nach Ottersweier geführt, wo er ebenfalls eine „Irish Night“ organisiert hat. Am 28. Juni 2025 wird es eine Neuauflage der „Otterschwierer Irish Night“ geben – dann erstmals ohne seinen Initiator Jochen Singler.

Neben der Musik war Jochen in jungen Jahren auch beim Biberacher Tennisclub aktiv. Dort gehörte er im Jahr 1976 zu den Gründungsmitgliedern und hat einige Jahre lang sogar die Verantwortung als Vereinsvorsitzender übernommen.
Biberach war immer seine Heimat Bei all seiner Umtriebigkeit war Jochen Singler ein großer Familienmensch, hat stets den Kontakt mit seinen Geschwistern gepflegt und war als Pate und Onkel auch für deren Kinder immer da. So hinterlässt sein plötzlicher Tod bei seinen Angehörigen und bei seinen Freunden eine schmerzliche Lücke.

Auch zu seinem Heimatort Biberach ließ Jochen Singler seine Kontakte nie abreißen. Im Herzen ist er immer ein Biberacher geblieben. Hier hat er in der Hansjakob-Straße das Licht der Welt erblickt, in seiner Heimatgemeinde wird er auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte finden. Die Verabschiedung wird Anfang April stattfinden. Der genaue Termin steht noch nicht fest. Allen Angehörigen gilt die herzliche Anteilnahme.

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