Mitgliederversammlung der Bürger-Energie Oberharmersbach. 104 Häuser im Ort von der BEO mit Energie versorgt. Stetiger Ausbau das Nahwärmenetzes, steigende Mitgliederzahlen.
Am Dienstagabend fand die Generalversammlung der BEO im Gasthaus Bären/Stube statt. Auf der Tagesordnung standen Berichte zum Geschäftsjahr 2023, die Beschlussfassung über den Jahresabschluss 2023 und die Vorstellung laufender und zukünftiger Projekte.
Bürgermeister Richard Weith begrüßte die zahlreichen Mitglieder und die Vorstandsmitglieder. Er führt kommissarisch die Geschäfte der BEO als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, bis im Jahr 2025 Neuwahlen anstehen. Er stellte die Aufgaben des Aufsichtsrats vor und warb um weitere Mitglieder für den Vorstand und Aufsichtsrat.
„Wir tun was Tolles für unser kleines Dorf“, erklärte John Müller vom Vorstand in seinem Geschäftsbericht für das Jahr 2023. Durch die Hackschnitzel als Energieträger konnten in 2023 ca. 490.000 Liter Heizöl gespart werden und dadurch eine CO2-Reduzierung von ca. 1.600 Tonnen erreicht werden. „Das ist eine tolle Sache!,“ zeigte er sich begeistert.
Bezug der Hackschnitzel von privaten Waldbesitzern
Zudem unterstützt der BEO die privaten Waldbesitzer im Ort durch den Bezug von Hackschnitzel, in 2023 waren dies ca. 2.100 m³. Vom Hauptlieferant erhielt die BEO ca. 3.000 m³. Insgesamt gibt es 104 energieversorgte Häuser in Oberharmersbach: 93 in Betrieb und elf Vorverlegungen an die Häuser. Zwei weitere Häuser sind in konkreter Planung. Ein negativer Trend macht sich allerdings in den letzten beiden Jahren bemerkbar: „Wenn das Klima wärmer wird, wird weniger Wärme zum Heizen gebraucht“, erklärte Müller.
Die Netzverluste konnten weiter optimiert werden und sind auf einem guten Stand von 13,7 Prozent Verlust. Eine gute Entwicklung konnte Müller auch zu der PV-Anlage auf dem Betriebsgebäude vermelden: Stromerzeugung und Eigennutzung zeigen einen positiven Trend. Die Verbindlichkeiten gegenüber den Kreditinstituten werden kontinuierlich zurückgeführt. „Das Betriebsergebnis für 2023 ist positiv“, konnte Müller erfreut berichten.
Kostendruck durch Preissteigerungen
Aber der Druck der Kosten ist da, nicht nur die Hackschnitzel sind teurer geworden, sondern auch der Rohrleitungsbau, Tiefbau, die technischen Geräte, erklärte Müller. Deutlich teurer geworden sind die Energieträger Heizöl, Erdgas und Holzpellets gegenüber der moderaten Kostensteigerung bei den Hackschnitzeln. „Wir haben alles richtig gemacht und auf die richtige Biomasse gesetzt“, konnte Müller zufrieden feststellen. Dadurch brauchten die Mitglieder weniger Heizkosten bezahlen wie die Bezieher der anderen Energieträger.
Bericht des Steuerberaters
Steuerberater Andre Friedemann stellte das Geschäftsjahr 2023 vor. Schwerpunkte waren die Gewinn- und Verlustrechnung und die Bilanz, die Friedemann im Detail erklärte. Vom Jahresüberschuss wird 5 Prozent in die gesetzliche Rücklage geführt, der Rest zu den anderen Ergebnisrücklagen.
Richard Weith übernahm die Aufgabe der Feststellung des Jahresabschlusses 2023 mit einem Überschuss von 35.000 Euro und die Beschlussfassung der Versammlung über die Ergebnisverwendung.
Entlastung des Vorstands
Steuerberater Andre Friedemann übernahm die Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats und des Vorstands, die einstimmig erfolgte.
Mitgliederentwicklung
Vorstandsmitglied Bernd Zimmermann berichtete von einer kontinuierlich ansteigenden Tendenz bei den Mitgliederzahlen. Stand 31.12.2023 hat die BEO 138 Mitglieder mit insgesamt 744.000 Euro als Einlage. In 2024 sind bisher weitere Mitglieder zugelassen worden.
Anpassung des Arbeitspreises
Für die Verbindlichkeiten der BEO steht das Zinsbindungsende noch in diesem Jahr an. „Die Zinslast wird zunehmen“, ist sich Vorstandsmitglied John Müller sicher. Die Preise für Biomasse, Ausbaukosten, Wartung usw. steigen. Der Verbraucherpreis-Index zeigt deutlich: Die Kosten für Fernwärme in Deutschland steigen. Dies macht eine Anpassung des Arbeitspreises notwendig, der auf 13,09 Euro brutto inklusive Steuern ansteigt. „Nach 10 Jahren Preisstabilität erfolgt erstmalig eine Anpassung“, warb Müller um Verständnis für diese Maßnahme. Die Anpassung wurde von der Versammlung mehrheitlich beschlossen.
„In den Matten“ wird an das Netz angeschlossen
Bernd Zimmermann berichtete, dass in 2024 das Wärmenetz erweitert wird. „In den Matten“ sind dies 22 Anschlüsse; im Dorfeingangsbereich fünf Häuser; im Gebiet Mühlenweg / Waldhäuser weitere neun Häuser und weitere neun Netzverdichtungen. „Dies sind 45 weitere Gebäude, die 720 MwH Energie erzeugen“, machte Zimmermann deutlich.
Die Investition von 1.200.000 Euro wird mit ca. 478.000 Euro öffentlich gefördert, die Förderzusage liegt vor. Der Baukostenzuschuss beträgt 290.000 Euro. Zimmermann informierte über den zeitlichen Ablauf der Netzerweiterung. Ausführlich berichtete er über Fördermöglichkeiten für Privatpersonen beim Heizungskauf und -einbau.
Erweiterung des Wärmenetzes im Gebiet Talstraße/ Obertal?
Anhand einer Kartografie stellte Vorstandsmitglied John Müller das mögliche Gebiet vor. „Das Interesse der Bürger ist groß“, berichtete Müller. Aber der Aufwand hier größer, da die Häuser weiter auseinander stehen und eine einseitige Bachbebauung gegeben ist. Demnächst sollen Vorverträge mit den Interessenten gemacht werden. Das Investitionsvolumen beträgt 4,4 Millionen Euro. Müller betonte: „Wir müssen eine sehr genaue Kostenschätzung erstellen. Die Maßnahme muss betriebswirtschaftlich sein.“ Er nannte einen groben Zeitplan, die Entscheidung über die Realisierung soll Anfang 2025 fallen.
Gemeinsames Projekt mit der Firma Rombach Holzbau?
Richard Weith machte in seinen Schlussworten deutlich: „Wir haben die historische Chance, diesen Teil des Gemeindegebietes mit nachhaltiger Wärme zu versorgen. Wir sind in guten Gesprächen mit der Fa. Rombach.“
Geschäftsführer Rolf Rombach berichtete, dass die Firma eine Heizanlage mit Stromerzeugung bauen wird und dadurch Abwärme entsteht. Diese Abwärme kann in das Netz der BEO eingespeist werden.
Abschließend richtete Weith seinen Dank an die Vorstandsmitglieder für ihr großes ehrenamtliches Engagement und an die Genossenschaftsmitglieder.