Diakon Matthias Hoppe berichtete im Rahmen des Treffens des „Forum älterwerden“ von den Erfahrungen aus der Pilgerseelsorge in dem bekannten Pilgerort Santiago de Compostela.
Die Kathedrale von Santiago de Compostela im spanischen Galizien bildet in ihrer majestätischen Würde den Abschluss einer häufig absolvierten Pilgerreise. Die Kathedrale gilt als Grabesstätte des Apostels Jakobus.
Fähnchen in Rot und Gelb, die Farben der spanischen Flagge, auf denen die Kathedrale in Santiago de Compostela im spanischen Galizien zu sehen war, Tischsets, auf dem der Jakobusweg dargestellt ist, der von St. Jean (Frankreich) entlang am Golf von Biskaya nach über 800 Kilometern in Santiago (Spanien) in den äußersten Nordwesten der iberischen Halbinsel führt und die abgebildeten Fotos zeigen verschiedene Sehenswürdigkeiten, mit denen Diakon Matthias Hoppe die Besucher des Vortrags vom „Forum älterwerden“ einstimmte.
Entstehung der Pilgerseelsorge
Seit 2009 bieten die Diözese Rottenburg-Stuttgart und das Katholische Auslandssekretariat von Mai bis Oktober eine Seelsorge in Santiago für deutschsprachige Pilger an. Matthias Hoppe arbeitet schon seit zehn Jahren als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Pilgerseelsorge. 1988 begab er sich mit seiner Frau auf den „Camino“, den Jakobusweg, der entlang der Küste von San Sebastian nach Santiago führt.
„Die deutsche Pilgerseelsorge entstand aus der Idee, deutschsprachigen Pilgern eine Anlaufstelle zu geben, wo sie in ihrer Sprache bei der Ankunft in Santiago Ansprechpartner finden und somit die Möglichkeit haben, über ihre vielfältigen – auch spirituellen – Erfahrungen, die sie auf dem Weg nach Santiago machen, zu sprechen“, betonte Hoppe. Die deutschsprachige Pilgerseelsorge wird in der Zeit vom 15. Mai bis 31. Oktober täglich angeboten.
Vielfältige Motivation der Pilger
Die Pilger begeben sich mit unterschiedlichen Anliegen auf den Jakobusweg. „Sie versuchen so, aus dem Alltag herauszukommen, sich selbst zu reflektieren, spirituelle Erfahrungen zu machen oder auch körperliche Grenzen zu testen“, beschrieb Hoppe die vielfältigen Motive der Pilger. Vor allem seien es mittlerweile sehr viele junge Menschen, viele Studenten, die per Fahrrad oder E-Bike die Pilgerstadt regelrecht einnehmen.
Bis zu 3.000 Pilger treffen täglich in der Pilgerstadt ein. Jeder Pilger kann bei der Ankunft im Internationalen Pilgerzentrum seinen letzten Stempel und eine Pilgerurkunde erhalten, wenn er mindestens 100 Kilometer Wegstrecke gegangen ist.
Im Internationalen Pilgerzentrum ist auch die deutschsprachige Pilgerseelsorge anzutreffen.
So arbeitet Matthias Hoppe
Matthias Hoppes Arbeit ist klar strukturiert. Um 8 Uhr beginnt der deutschsprachige Gottesdienst in St. Fiz (St. Felix). Das ist der Ort, wo im Jahr 813 der Einsiedler Paio durch Sternenlichtspiele das Grab des Heiligen Jakobus fand. Der 25. Juli ist daher immer ein großer Festtag in Santiago de Compostela.
Um 12 Uhr ist die Pilgermesse in der Kathedrale, die für die Pilger ein emotionaler Höhepunkt ist. Oft auch tränenreich, da die Pilger mit den verschiedensten Anliegen kommen.
Nach dieser Pilgermesse um 13 Uhr stehen die Mitarbeiter mit einem Plakat am Nordausgang der Kathedrale. Hier können die Pilger Kontakt zu den Mitarbeitern aufnehmen und erhalten Auskünfte über die verschiedenen Angebote der Seelsorge.
Zwischen 16 und 17 Uhr können im Pilgerzentrum Erfahrungen ausgetauscht werden. Zwischen 10 und 17.30 Uhr besteht die Gelegenheit die Beichte abzulegen oder zu einem Einzelgespräch.
Der spirituelle Rundgang
Hoppe nahm die Teilnehmer des Vortrags mit auf den spirituellen Rundgang um die Kathedrale. Am Nordportal beginnt jeden Abend um 18 Uhr der Rundgang.
Die Kathedrale, die über der Grabesstätte des Apostels Jakobus steht, ist ursprünglich ein romanisches Bauwerk. Heute ist nur noch das Südportal romanisch, die Westfassade barock und die Nordfassade klassizistisch.
An den Seiten der Westfassade erheben sich zwei Türme rechts und links. Einer der Türme ersetzt durch Klappern das Geläut in der Karwoche. Im Mittelgiebel erhebt sich das Standbild des Heiligen Jakobus in der Darstellung als Pilger, zu seinen Seiten seine Schüler Atanasius und Theodorus.
Im Westportal befindet sich die Porta de la Gloria. Apostel Jakobus ist hier am Mittelpfeiler des Portals sitzend unter dem thronenden Jesus und seinen Evangelisten, Propheten und Jüngern abgebildet. Beim Betreten der Kathedrale wollte früher jeder Pilger seine Hand auf diese Säule mit dem Lebensbaum Jesu legen und hinterließ somit einen Abdruck.
Herbeigesehnte Momente
Der Blick richtet sich von der Porta auf den Hochaltar, unter dem sich das Grabmal des Heiligen Jakobus befindet. Am Altar, von hinten kommend, gelangt der Pilger zur Figur des Jakobus, um ihn zu umarmen. Einer der am stärksten herbeigesehnten Momente vieler Pilger. Über dem Querschiff, das Botafumeiro, das gewaltige Weihrauchfass. Mancher Pilger hat Glück, an hohen Feiertagen oder zu anderen Anlässen in der Kathedrale mit zu erleben, wie das Weihrauchfass von acht Personen durch das Querschiff geschwungen wird.
Der Hauptanziehungspunkt für Pilger ist die Porta Sancta (Heilige Pforte), die Pforte der Vergebung, rechts und links sind zwölf Heilige in die Wand eingelassen. Die Porta Sancta wird immer nur im Heiligen Jahr geöffnet, wenn der 25. Juli auf einen Sonntag fällt. Auf der Südseite im Berenguela Turm (Uhrenturm) befindet sich die größte Glocke der Kathedrale.
Erlebnisse verarbeiten
„Die Skulpturen, die Darstellung von biblischen Szenen haben Bedeutung für die Pilger, sie berühren sie und knüpfen an ihren Erfahrungen an. Der abendliche spirituelle Rundgang ist etwas Besonderes und die Seelsorger sehen es als ihre Aufgabe an, die Pilger mit ihren Erlebnissen anzunehmen“, betonte Hoppe.
So erzählte Matthias Hoppe Geschichten von Pilgern, die den Austausch mit einem Pilgerseelsorger suchten. Pilger, die sehr sensibel und überwältigt sind von dem Erlebten auf ihrer Pilgerreise als Wanderer, Radfahrer oder im Pferdewagen sitzender Mitfahrer.
Mit Applaus dankten ihm die Besucher*innen des Vortrages. Auch das Team des Forums älterwerden dankte dem Diakon mit einem kleinen Präsent.