Bereichsklasse
Zell – Villingen-Schwenningen II 3:5
Der Zeller Schachclub erhielt viel Rückmeldung zur Aussage: „…ein Aufstieg ist nicht wirklich angepeilt.“ Warum nicht aufsteigen? – Ja, gute Frage, aber wenn man die dünne Personaldecke kennt, ist die Antwort schnell gegeben. In diesem Jahr hatte man viel Glück mit wenigen Ausfällen – bisher! Es war aber bereits länger bekannt, dass die achte Runde für die Zeller ein Spiel „ohne Vier“ werden sollte. Stefan Rechlin, Jürgen Gißler, Stefan Gießler und auch Kapitän Michael Vollmer waren leider anderweitig unabkömmlich, so dass insgesamt vier Reservespieler antreten mussten. Darüber hinaus wäre ein Antreten in der Landesliga ein Kampf mit „stumpfen Waffen“. Die Qualität der Top 9 würde eventuell ausreichen, um einen direkten Abstieg zu vermeiden. Aber die Quantität ist entscheidend: Meist benötigt eine Mannschaft drei bis vier gleichwertige Ersatzspieler, um konkurrenzfähig zu sein – diese sind im Club aber aktuell nicht vorhanden.
Eugen Schmidt (6) hatte bereits einige Erfahrung in der ersten gesammelt: 3 Spiele – 3 Siege! Relativierend muss man aber die Brettnummer 8 erwähnen. In den letzten Jahren ist die Spielstärke an den hinteren Brettern in der Bereichsliga stark gesunken, Spitzenspieler der Bezirksliga können locker mithalten. Aber ab Brett 5 wird es deutlich schwieriger. Dies bekam auch Schmidt zu spüren. Er erarbeitete sich eine gute Stellung, gewann ein, zwei Bauern und wickelte ins Schwerfigurenendspiel ab. Eigentlich eine klare Sache. Aber man soll die Punkte erst zählen, wenn man sie hat. In taktischen Verwicklungen schaffte es der Villinger in ein Turmendspiel abzuwickeln und dabei Material zurückzugewinnen. Schmidt gingen die Ideen für eine gute Verwertung aus und war mit einem Remis einverstanden.
Auch Benjamin Piskadlo (7) hatte schon zwei Einsätze in der Ersten. Er bekam an seinem Brett einen sehr jungen Spieler zugewiesen. Dieser schaffte es, mit seinem unkonventionellem Spiel Piskadlo aus dem Konzept zu bringen. Das Gros der Figuren wurde schließlich abgetauscht, der Rest blieb unentwickelt auf der Ausgangsposition. Man einigte sich auf Remis, da beiderseits keine Gewinnaussichten bestanden.
Bastian Franze (8) bekam es mit einer jungen Dame ohne Wertungszahl zu tun. Anders als vermutet zeigte sie ihr spielerisches Können in der Endphase. Franze hatte schon einen „gefühlten“ Vorteil erlangt, aber er gab die Initiative ab, dann eine Figur und schließlich die Partie. Ein anschließender Blick ins Internet zeigte, eine Tierärztin hat Biss.
Dass ein Reservespieler nicht nur von „unten“ kommen muss, zeigte Paul Lehman. Er besetzte souverän das Spitzenbrett. Die Zeller hatten schon geraume Zeit keinen „Strohmann“ eingesetzt, so wurden die Villinger überrascht! Lehmann spielte überraschend gut, überstand die Eröffnung in ausgeglichener, sogar anspruchsvoller Stellung. Taktische Manöver beherrschte er besser als das gegnerische Spitzenbrett. Erst nach vielen Zügen kam es zu einer Reklamation. Hierbei handelte es sich nicht um einen Zugfehler, Lehman notierte nicht wie vorgeschrieben, die Partie. Mannschaftsführer Eble klärte: Er kann nicht schreiben. Auf die Frage nach der Spielstärke wurde „knapp 800“ geantwortet. Ob dies zu einer noch größeren Verunsicherung der Villinger beigetragen hat? Lehmann spielte weiter frech auf, zeigte taktische Stärken und erreichte das Endspiel. Schweißtropfen – Anstrengung oder gar Angst? – stand auf des Gegners Stirn! Aber leider war im Endspiel fertig mit vorwärts. Hier zeigte sich die Routine. Vorteile in Initiative, Material und Stellung gingen nun zügig an den Gegner. Am Ende ging das Material aus und der Wirt der Klosterbräustuben konnte sich nun seinen zahlreichen Gästen widmen. Selten war ein Spitzenspieler so glücklich über das gute Ende wie der Villinger.
Nun zu den Stammspielern: Vorstand Wilhelm Eble spielte an Brett 4 ein ausgeglichenes Spiel gegen einen gleich starken, der soeben von einem Schach-Open zurückgekommen war. Beide erkannten die Remisabsichten des anderen und beendet so die Partie. Ideal für Eble, der weder verlieren noch gewinnen wollte.
Kurt Jäger, ausnahmsweise an Brett 2, musste gegen den Altmeister der Liga antreten. Nach einem Fehler im Mittelspiel konnte Jäger taktische Vorteile erlangen, die er systematisch ausbaute. Nicht lange und er kam in ein Turmendpsiel mit großer Bauernübermacht.
Ho In Lee (5) konnte sein gutes Positionsspiel anwenden. Er gewann die Initiative und dann zwei Bauern. Leider gelang es seinem Gegner durch taktische Verwicklungen wieder zurückzugewinnen. Um die direkte Niederlage zu vermeiden muss te Lee gar einen Turm opfern. Aber es half nicht, am Ende ging der Punkt verloren.
Thomas Gißler (3) hatte eine wechselhafte Partie. Vorteil und Rückstand tauschten die Seiten. Nach fast fünf Stunden hatten beide Spieler einige Konzentrationsschwächen. Ein kompliziertes Damenendspiel wurde so abgetauscht, dass beide mit einer Punkteteilung einverstanden waren.
Nun nochmal zum Thema Aufstieg: Eine nicht ganz ausreichende Spielstärke für die höhere Klasse und die nun offenbarte Personalnot in der Restsaison sprachen bereits vor dieser Runde gegen einen Aufstieg. Ein kampfloser Sieg der Freiburger gegen Ohlsbach bescherte diesen aber die Höchstpunktzahl, so dass diese leicht am Zeller Schachclub vorbeiziehen konnten. In der letzten Runde muss man in Hofstetten antreten, die einen Kantersieg gegen Haslach erlangten und damit den Klassenerhalt sicherten. Beide Mannschaften können frei aufspielen.
Bezirksklasse
Zell 2 – Hornberg 3,5 : 4,5
Die Hornberger standen schon als Aufsteiger fest, wollten aber auch die Meisterschaft. Ihre Bilanz war bisher makellos und jeder dachte, es wäre ausgemacht, dass auch hier beide Punkte mitgenommen werden. Felix Fernandez konnte das Spitzenbrett endlich wieder besetzen, es war erst sein vierter Einsatz in dieser Saison. Nach kurzer Zeit hatte er aber deutlichen Materialrückstand. Ein missglücktes Opfer schien hierfür Ursache zu sein, denn er hatte deutlich die Initiative inne. Leider gelang es dem Hornberger, diese zurückzugewinnen. Schnell musste Fernandez das Ergebnis akzeptieren. Auch Robert Eble erging es an Brett 3 nicht besser. Sein Gegner war ihm deutlich überlegen. Im Spiel kamen keinerlei Zweifel auf, wie es ausgehen sollte. Tim Rissler (5) musste ebenfalls Lehrgeld zahlen. Er kam zwar gut in die Partie, aber kleine Fehler nahmen ihm alle Chancen. Maxim Klassen (6) hatte auch mit einigen Problemen zu kämpfen. Er kam zwar gut in die Partie, hatte aber seinem Gegner nicht viel Widerstand entgegenzusetzen. Bisher ein erwarteter Spielverlauf: der Favorit setzt sich an allen Brettern durch und scheint einen hohen Sieg einzufahren. Aber nun wendete sich das Blatt. Timo Müller (4) hatte bereits einige gute Partien in dieser Saison gespielt. Seine Ausbeute: 5 aus 7. So gelang es ihm auch dieses Mal, seinem Gegner ein Problem zu bereiten. Dieser patzte und gab die Partie in wenigen Zügen auf. Philipp Eble (8) kam zu seinem ersten Einsatz in der Zweiten. Das achte Brett war die Achillesferse der Hornberger. Philipp spielte sehr überlegt. Allen taktischen Maßnahmen seines Gegners stellte er sich entgegen. Das Spiel kippte zu seinen Gunsten und er konnte einen wichtigen Punkt holen. Überraschung an Brett 2: Juan Garcia stand eigentlich auf verlorenem Posten. Der Hornberger Nachwuchsstar spielte stark, baute seinen Positionsvorteil rausch aus und vergaß dabei nicht, auch alle taktischen Aufgaben zu lösen. Garcia stand „platt“. Vielleicht war es nun die Schwierigkeit, sich auf einen – genau einen – Gewinnweg festzulegen. Der Hornberger verlor kurz die Übersicht und ließ grob fahrlässig ein Dauerschach zu, was Garcia das Unentschieden rettete. Der Mannschaftskampf war schon entschieden, aber an Brett 7 begann ein zähes Ringen. Lukas Keller konnte durch anspruchsvolles Spiel seinen Gegner zu einem Fehler zwingen. Materialvorteil war die Folge. Nun war es aber Aufgabe, diesen in einen Punkt zu verwandeln. Fast gingen Keller die Ideen aus, er trug sich mit dem Gedanken, die Partie remis zu geben. Aber Dame gegen Turm gibt man nicht remis! Keller nutzte deren Beweglichkeit, um einen Spieß (Turm hinter König) zu erzwingen. Nach diesem Materialverlust war die Partie beendet. Zell verlor zwar wie erwartet – aber nur ganz knapp. So konnten die Hornberger an diesem besonderen Tag mit einem Blick nach oben die Meisterschaft sichern.