Wie Raymond-Emile Waydelichs narrative Kunstwerke surreale Zeitreisen weben.
Am Samstag, den 25. November 2023, war die ARTHUS Galerie wieder für die Kunst geöffnet. Ausgestellt werden aktuell Werke des 1938 in Straßburg geboren Künstlers Raymond-Emile Waydelich.
Viele Besucher der Vernissage kannten den elsässischen Künstler. Schließlich hat er in der ARTHUS-Galerie mittlerweile seine dritte Ausstellung. Er sieht sich heute als ein Freund des Hauses. Waydelichs künstlerisches Schaffen ist grenzüberschreitend bekannt und findet seine Sammler. Das Thema der aktuellen Ausstellung: „Radierungen-Gravures“.
Galerist Bertin Gentges begrüßte die Gäste. Die anschließende Einführung in die Ausstellung erfolgte durch den bekannten Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Häring. Er erzählte von der Biografie und dem Werdegang des Künstlers. Der Laudator gab den Besuchern den Schlüssel an die Hand, wie man die Bilderwelt von Raymond- Emile Waydelich „lesen“ kann. Später mischte sich der Künstler unter die Besucher. Seinem elsässischen Humor, seiner offenen und warmherzige Art konnte sich kein Besucher entziehen.
Schwarz gedruckt
Doch wie kann man die ausgestellte Kunst von Raymond- Emile Waydelich beschreiben? Technisch sind es signierte Drucke. Die Druckvorlagen wurden aus einem Mix aus Gravuren und Radierungen hergestellt. Die angewandte Farbpalette des Künstlers ist meist auf Primärfarben begrenzt. Die Bildhintergründe sind meist in dezenten Ockertönen gehalten. Die dargestellten Protagonisten und Objekte in seinen Bildern sind dominant in schwarzer Druckfarbe realisiert, das Surrounding meist in Primärfarben gehalten. Die Auswahl und Zuordnung dieser zu den Handeln-den ist Geheimnis des Künstlers oder der beabsichtigen Bildwirkung geschuldet. Auffällig in seinen Bildern sind dezente Pfeile im Umfeld dargestellter Objekte und Protagonisten. Die Zeichen wirken wie ein erweiterter Hinweis auf Handlungen, wie auch auf die nicht darstellbare Kinematik in der Bildszene.
Hoppla – eine Wurst!
Da schwebt ein Boot, beladen mit Tieren, Helden aus der griechischen Mythologie und Alltagsgegenständen, über eine karge, wüstenähnliche Landschaft. Damit drückt er wohl seine Liebe zu Afrika aus: Der Titel des Bildes: Namibia. In einem anderen Bild ist ein Zentaur dargestellt, ein Mischwesen aus Pferd und Mensch. Er trägt in seinen Händen einen Zweig, auf dem zwei exotische Vögel sitzen. Am Zweig hängt auch eine „Schmierwurst“. Diese Wurst erweckt bei dem Wildschwein, das auf einem Stuhl sitzt, Aufmerksamkeit. Ein Verlangen nach der Wurst? Kann das ein Hinweis des Künstlers auf die menschliche Natur, dessen Triebhaftigkeit nach Geld und materiellen Dingen sein? Insgesamt erinnert diese Dressurszene an die Mal- und Darstellungsweise der Surrealisten.
Alles wiederholt sich
Raymond-Emile Waydelich stellt in seinen Werken die wilden Tiere, sei es Krokodil, Hirsch Schwein, Geflügel, Fisch mit halbmenschlichen Ausdrücken, mit Humor oder traumhaft dar. Seine Figuren und Objekte aus der Mythologie bis hin zur Neuzeit nehmen in seinen Werken nebeneinander und hierarchielos ihren Platz ein. Menschliche Spuren, dazu gehören auch die Schmierwürste. Sie stehen symbolisch auch für Kultur und Genuss. Er sammelt in der Zeitachse Objekte mit ihren Geschichten. Das sind Zentauren aus der antiken Welt, wie auch Objekte aus der aktuellen Zeit. Er verdichtet diese zeitlos in seinen Bildgeschichten. Eine Botschaft, die da lauten könnte: Alles wiederholt sich zyklisch, in Variationen, so auch in der Gedankenwelt Welt des Künstlers Raymond-Emile Waidelich.
Für die Nachwelt vergraben
Der Künstler bekommt Aufmerksamkeit mit seinen Aktionen. So entwickelt Raymond Emil Waydelich die Idee für eine Archäologie der Zukunft. Im Geiste von Marcel Duchamp und der amerikanischen Pop-Art gründete er eine Archäologie der Zukunft. Er vergrub dazu Dinge, um diese für die Nachwelt zu konservieren. Die Konservierung hier erfolgte in der Nähe des Straßburger Doms. Die Fundstelle soll erst 3790 wieder geöffnet werden. Mit seiner Fantasie und Kreativität entwickelte Raymond-Emile Waydelich literarisch auch eine fantasievolle Beziehung zu „Lydia Jacob“. Etliche Werke signiert Raymond E. Waydelich mit ihrem Namen. Die Modistin/Näherin, lebte bis Ende des 19 Jahrhunderts in Straßburg. Ihre Aufzeichnungen entdeckte der Künstler zufällig. Die „Lydia Jacob“ wurde so in seinen erfundenen Geschichten seine fiktive Co-Autorin wie auch Muse. Kein Wunder, dass solche Bilder und Ideen auch ein internationales Publikum begeistern, dass Raymond-Emile Waydelich für seine Arbeiten mit unzähligen Preisen im Inland und Ausland auszeichnet wird.
Die Welt von Raymond-Emile Waydelich
Wer sich in die Welt von Raymond-Emile Waydelich ver tiefen will, kann dies bis zum 14. Januar 2024 tun. Anmeldung erforderlich: ARTHUS Galerie – Zell, Bertin Gentges, Am Galgenfeld 5b. Tel. 07835/540990, mobil: 0171/6580121, E-Mail: info@arthus-kunstgalerie.de .