Zeller Bildstein-Kommission sprach sich für drei Prämierungen aus.
Seit 1977 werden heimatgeschichtliche Arbeiten von Werkrealschülern im Rahmen der „Bildstein-Stiftung“ von einer Kommission gesichtet und bewertet. In diesem Jahr fiel die Wahl auf einen Schüler und eine Schülerin aus Biberach und einen Schüler aus Zell a. H.
Wie in jedem Jahr fand die Preisverleihung im Hotel „Sonne“ statt. Eröffnet wurde die Feier mit Preisträgern, Lehrkräften, Schulleiterin und Mitgliedern der Bewertungskommission von Bürgermeister Pfundstein. Er erinnerte an den Nordracher Stifter Josef Bildstein, der seine Sammlung von Uhren und Münzen vor Jahren der Stadt Zell überlassen hat, die heute zu den Schätzen des Storchenturm-Museums gehört. Die Einbringung weiteren Vermögens ergab ein Stiftungskapital, aus dem seither die Geschenke für die Preis träger bezahlt werden. Sinnigerweise handelt es sich dabei um Armbanduhren, die sich die Preisträger in Zeller Geschäften aussuchen dürfen.
Platz eins für Raphael Rehm
Aus der Heimatverbundenheit des Stifters ergab sich der Wunsch, dass sich Hauptschüler, heute Werkrealschüler, mit dem Thema Heimat befassen. In diesem Jahr entschied die Bildstein-Kommission, die Arbeit von Raphael Rehm an die erste Stelle zu setzen. Ausgehend vom elterlichen Bauernhof im Emmersbach stellte er einen ausführlichen Vergleich zwischen den Arbeiten früher und heute an. Sein Großvater konnte ihm anschaulich erzählen, mit welchen einfachen Hilfsmitteln früher die Felder bestellt, das Heu ein gebracht und das Getreide gedroschen wurde.
Dass heute technisch raffinierte Maschinen zur Verfügung stehen, macht die Herausforderung für die Landwirte nicht unbedingt leichter. Viele betreiben die Landwirtschaft im Nebenerwerb und verdienen den Unterhalt in einem Handwerks- oder Industriebetrieb. Für den Vollerwerbs-Landwirt sind die zu bestellenden Flächen entsprechend größer geworden. Raphael Rehm, der sich anschickt, in die Fußstapfen seines Großvaters und Vaters zu treten, macht der Wandel keine Angst. Er wächst mit ihm auf und interessiert sich für die heutigen technischen Möglichkeiten. Kommissionsmitglied Peter Antes bescheinigte ihm eine kenntnisreiche und übersichtlich dargestellte Arbeit, die zu Recht auf die erste Stelle gesetzt worden sei.
Platz zwei für Sascha Schweigert
Auf das zweite Siegertreppchen hat es Sascha Schweigert geschafft. Er beschreibt den Weg seiner Mutter aus einem kleinen Ort an der Wolga. Sie sei als Kind zweisprachig aufgewachsen. In der Schule habe sie Russisch gelernt und zuhause habe ihre Mutter mit ihr Deutsch gesprochen. Mit 13 Jahren sei sie ihrer Mutter nach Deutschland, und schließlich nach Zell gefolgt. Ausführlich zeigt Sascha die Schwierigkeiten auf, welchen die Mutter in der Schule begegnet ist. In der Offenburger Klosterschule besuchte sie eine Klasse speziell für Kinder, die aus Russland kamen. Am Ende habe sie den Hauptschulabschluss geschafft.
Laudator Bertram Sandfuchs würdigte die Arbeit von Sascha als sehr ehrlich, da sie die Schwierigkeiten deutlich mache, wie sie russland-deutsche Spätaussiedler zu schultern hatten. Dass Sascha die Erzählungen seiner Oma aufgegriffen habe und die Wurzeln seiner Mutter einfühlend darstelle, verdiene große Anerkennung, zumal er selbst in Deutschland zur Welt gekommen und daher unter anderen Bedingungen aufgewachsen sei.
Platz drei Julia Kaltenbach
Platz Nummer drei belegte Julia Kaltenbach. Sie ist in Biberach aufgewachsen und machte sich Gedanken, was zu ihrem guten Heimatgefühl beitrage. Zunächst macht sie ihr Wohlgefühl am Ortsbild fest. Beispielsweise imponiert ihr der Rietsche-Kamin mit dem Storchennest und das in der Nähe stehende Ketterer-Haus als Herberge für das Heimatmuseum. In einem weiteren Schritt bedenkt sie für das Zusammenleben am Ort die Rolle von Vereinen. Als eindrucksvolles Beispiel führt sie die Narrenzunft an. Sie beschreibt deren Gründung und typische Figuren: Reiherhexen, Biber und Bergwerksgeister. Herbert Vollmer lobte die gut geschriebene Arbeit, mit der sie sich selbst um die Heimat verdient gemacht habe.
Schüleraufsätze auf der Homepage der Stadt Zell
Schulleiterin Anne-Catrin Medel freute sich für die Auszeichnung der Schüler und dankte den Lehrkräften, die sich der Schüler angenommen und sie bei ihrer Aufgabe unterstützt haben.
Zu Beginn des Schuljahres haben Bertram Sandfuchs und Horst Feuer mit den Schülern der beiden 9ten Klassen über geeignete Themen gesprochen. Die Abfassung eines Aufsatzes für den Bildstein-Wettbewerb ist den Schülern freigestellt. Nach Bertram Sandfuchs werden die prämierten Aufsätze zu gegebener Zeit auf der Homepage der Stadt Zell a. H. erscheinen.